Teil 5 der Blogserie: „Yoga im Alltag – Dein Weg zur inneren Balance“
Wir alle kennen diese Momente: Der Alltag rauscht an uns vorbei, die To-do-Liste wächst, und der Körper reagiert mit Anspannung, schnellerem Puls und einem Gefühl von Unruhe. Stress scheint in solchen Situationen unvermeidbar. Doch was viele unterschätzen: Unser Atem ist der Schlüssel, um aus dieser Spirale auszusteigen.
Im Yoga spielt der Atem eine zentrale Rolle. „Pranayama“ – das bewusste Lenken und Vertiefen der Atmung – bedeutet übersetzt so viel wie „Ausdehnung der Lebensenergie“. Schon ein paar Minuten Atemübungen können helfen, Körper und Geist zu beruhigen, Stress zu reduzieren und wieder klarer zu denken.
Warum Atemübungen so wirkungsvoll sind
Der Atem ist eine Brücke zwischen Körper und Geist. Während Herzschlag oder Verdauung weitgehend unbewusst ablaufen, können wir die Atmung bewusst beeinflussen – und so direkt auf unser Nervensystem wirken.
Tiefe, ruhige Atmung aktiviert den Parasympathikus („Entspannungsnerv“) und signalisiert dem Körper: Alles ist gut, du darfst loslassen, du darfst entspannen, du darfst einfach sein.
Kurzatmigkeit und flache Brustatmung hingegen verstärken Stress und lassen uns innerlich unruhig werden.
Mit Pranayama kannst du also jederzeit einen Reset-Knopf drücken – egal ob im Büro, auf dem Sofa oder unterwegs.
Drei einfache Atemübungen für den Alltag
Diese drei kleinen Übungen sind leicht umzusetzen, brauchen nur wenige Minuten und können ohne Hilfsmittel praktiziert werden. Du kannst sie also sehr unkompliziert so in deinen Alltag einbauen, wie es für dich gut passt.
1. Die verlängerte Ausatmung
Setze dich bequem hin, lege die Hände locker auf die Oberschenkel. Atme tief durch die Nase ein (zähle dabei bis 4) und langsam durch die Nase wieder aus (zähle bis 6 oder 8). Wiederhole das für 2–3 Minuten.
👉 Wirkung: Sofortige Beruhigung des Nervensystems, Abbau innerer Unruhe.
2. Wechselatmung (Nadi Shodhana)
Lege die rechte Hand vor dein Gesicht. Verschließe mit dem Daumen das rechte Nasenloch, atme links ein. Dann verschließe das linke Nasenloch mit dem Ringfinger, öffne das rechte und atme aus. Anschließend rechts ein, links aus – und so weiter. 5 Runden reichen am Anfang völlig.
👉 Wirkung: Ausgleichend, harmonisiert rechte und linke Gehirnhälfte, schenkt innere Ruhe und Klarheit.
3. Atem zählen
Schließe die Augen und konzentriere dich auf deinen Atem. Zähle „eins“ bei der Einatmung, „zwei“ bei der Ausatmung, bis du bei zehn angekommen bist. Beginne dann wieder von vorne. Wenn die Gedanken abschweifen, starte einfach neu.
👉 Wirkung: Fördert Achtsamkeit, reduziert Stressgedanken, stärkt die Konzentration.
Wie du Atempausen im Alltag integrierst
Das Geheimnis liegt nicht darin, einmal pro Woche eine lange Atemsession zu machen – sondern im regelmäßigen Einbauen kurzer Pausen. Schon wenige Minuten reichen:
Im Büro: Bevor du die nächste Mail öffnest, zwei tiefe Atemzüge.
Im Auto: An der roten Ampel bewusst aus- und einatmen.
Zu Hause: Vor dem Schlafengehen eine kurze Atemübung statt direkt zum Handy zu greifen.
Tipp: Stelle dir kleine Erinnerungen im Alltag. Ein Post-it am Monitor mit „Atmen!“, eine App oder ein Wecker, der dich an deine Atempause erinnert.
Die Haltung zählt
Wichtig ist, dass du während der Atemübungen eine aufrechte, entspannte Haltung einnimmst. Der Brustkorb sollte frei sein, die Schultern locker, der Bauch weich. Nur so kann sich die Atmung vertiefen und ihre volle Wirkung entfalten.
Was wir also über Pranayama sagen können
Pranayama ist ein kraftvolles Werkzeug, um Stress zu begegnen – jederzeit, überall und ohne Aufwand. Es braucht weder viel Zeit noch besondere Voraussetzungen. Mit jedem bewussten Atemzug stärkst du nicht nur deine Gelassenheit, sondern auch deine innere Verbindung zu dir selbst.
Probiere es einfach aus: Nimm dir heute drei Minuten, schließe die Augen und atme bewusst. Du wirst überrascht sein, wie viel leichter sich der Alltag anfühlen kann, wenn du dir Atempausen gönnst.