Dieses Märchen habe ich bei einem Seminar „Schreiben zum Jahreswechsel“ 2015/2016 geschrieben. Eigentlich habe ich nur 5 Karten aus einem Kartenset gezogen und die Aufgabe war, daraus eine Geschichte zu schreiben.
Spannend fand ich dabei, dass ich alle Zutaten für das nachfolgende Märchen gezogen habe: die Prinzessin, die Krone, das Schwert, das Schloss und den Prinzen. Ein Zufall? Wer weiß…
Aber lies selbst:
Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin. Sie lebte in einem im Sonnenlicht glitzernden Palast in einem fernen Land. Ein Land in dem immer die Sonne schien und auf diese Weise die Diamanten, mit denen der Palast verziert war, in gleisendem und hellem Licht erstrahlen ließ.
Doch so schön und friedlich dieser Ort auch war, fehlte der Prinzessin etwas, um genauso zu strahlen wie jeder einzelne, auf ganz einzigartige Weise geschliffene Diamant.
An einem sonnigen Tag ging die Prinzessin in ihrem Garten spazieren. Auch der Garten funkelte durch die Sonne in allen Farben, die sich in den Blumen spiegelten. Mit Liebe und gleichzeitig Wehmut betrachtete die Prinzessin ihre wunderschönen Blumen. Sie liebte jede einzelne und wenn man den Garten von oben betrachtete, konnte man sehen, dass die Prinzessin durch jede einzelne Blume ein wunderschönes Blumenbild arrangiert hatte. Jede Blume, ob groß oder klein, lang oder kurz, hell oder dunkel hatte ihren ureigenen Platz und vervollständigte das Blumenbild.
So ging die Prinzessin tief in Gedanken versunken durch ihren Blumengarten. An ihrer Lieblingsstelle setzte sie sich auf einen Stein und ließ ihre Haut von der Sonne wärmen. Während sie so da saß, merkte sie nicht, dass sicher der Schleier der Müdigkeit über sie legte und in einen tiefen Schlaf fallen ließ.
Plötzlich wurde es dunkel. Die Sonne verblaste und dicke Wolken zogen am Himmel herauf. Mit einem lauten Grollen entlud der Himmel seine Wolken und schwere Regentropfen platschten auf den Boden.
„Die Krone ist in Gefahr“, rief eine dunkle, tiefe, aber gleichzeitig gütige und sanfte Männerstimme. „Wir müssen die Prinzessin warnen und sie beschützen.“
Der junge Prinz, dem die Stimme gehörte, sattelte sein Pferd und ritt so schnell er konnte. Der Regen durchnässte ihn bis auf die Knochen. Aber nichts hielt ihn davon ab, zur Prinzessin zu gelangen. Während er durch die Dunkelheit ritt, hörte er plötzlich hinter sich weiteres uns schnell näherkommendes Hufgetrappel. Ein schweres Zucken ging durch seinen Körper. „Die drei schwarzen Reiter kommen, um die Prinzessin zu holen. Wir müssen die Krone retten.“ Er spornte Apollon, seinen schwarzen Hengst und treuesten Gefährten noch mehr an.
„Lauf, Apollon, lauf.“ Und als ob Apollon wusste, wie sehr er gerade gebraucht wurde, galoppierte er noch schneller, als er es je getan hatte. Sein Herr war alles für ihn und er würde ihn tragen wohin und so schnell er wollte.
Nach einer schier endlos andauernden Zeit konnte der Prinz endlich die Tore des Palastes sehen. Die drei schwarzen Reiter waren ganz dicht hinter ihm. Er konnte ihren dunklen Atem hören und ihre schwarzen Seelen spüren.
„Ihr bekommt die Krone nicht“, rief er laut hinter sich.
„Ihr werdet die Liebe des Palastes niemals zerstören können. Liebe ist unzerstörbar und die der Prinzessin auch.“
Der Prinz hatte fast das Tor erreicht, als er einen stechenden Schmerz in seiner Brust spürte. Er hatte nicht bemerkt, wie einer der schwarzen Reiter so dicht an ihn herangekommen war und ihm jetzt mit seinem glühenden Schwert die Brust durchbohrte. Starr vor Schmerz sackte der Prinz auf Apollon zusammen.
„Prinzessin, rette sie und die Liebe“, flüsterte er, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor. Apollon, der die Gefahr am ganzen Leib spürte, wieherte in einem bis dahin nie dagewesenen Laut. Ein Laut, den nur Liebende hören und wahrnehmen können.
In diesem Moment erwachte die Prinzessin. Obwohl auch sie völlig vom Regen durchnässt und ziemlich benommen war, wusste sie, dass etwas Schlimmes im Begriff war zu geschehen. Wie von Magie getragen, rannte sie zum Tor des Palastes und sah den Prinzen auf seinem Pferd, welches es mit letzter Kraft zum Palast geschafft und gerade die Tore passiert hatte.
Also die drei schwarzen Reiter ebenfalls die Tore des Palastes durchqueren wollten und ihre Schwerter zum vernichtenden Schlag zogen, umschlang die Prinzessin den Prinzen und küsste ihn. Sie wusste nicht warum, aber tief in ihr wusste sie, dass es richtig war.
In diesem Moment durchbrach das gleisendes Sonnenlicht die Dunkelheit und hüllte alle ein. In diesem Augenblick lösten sich die drei schwarzen Reiter im Nebel auf und stiegen in den Himmel empor.
Apollon wieherte noch einmal und der Prinz schlug die Augen auf.
Und da war er, jener magische Moment, den nur wahrlich Liebende erfahren können. Der Prinz und die Prinzessin sahen sich lange tief in die Augen und wussten, dass ihre Suche in diesem Moment zu Ende war. Sie standen noch lange umschlungen im Blumengarten, die Sonne ließ den Palast noch schöner funkeln als zuvor, die Wärme des Lichtes und der Liebe ließen die Wunde des Prinzen heilen und die Traurigkeit der Prinzessin in Glück verwandeln. Und als die Zeit gekommen war, wurden sie zu König und Königin.
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