Was hat Stille mit Yoga zu tun? Spontan kommt mir dabei der Gedanke „alles und nichts“. Yoga und Stille gehen Hand in Hand. Wenn wir wahrhaftig Yoga praktizieren, erleben wir wie ganz automatisch Stille, wie sie sein soll: klar, sanft, kraftvoll und ruhig.

Yoga und Stille sind also untrennbar miteinander verbunden. Was nicht heißt, dass beides nicht voneinander getrennt existieren kann. Wir können durchaus Yoga praktizieren, ohne innerlich wirklich still zu werden. Und wir können Stille erleben, ohne Yoga zu praktizieren.

Vielleicht kann man es sogar als die „Königsdisziplin“ bezeichnen, Yoga und Stille gemeinsam, untrennbar verbunden zu erleben.

Yoga kann uns auf jeden Fall darin unterstützen, echte Stille zu erfahren. Yoga ist ein Weg, um zu unserer eigenen inneren Stille zu finden. Ein Gefährt, welches wir erst lernen müssen, zu fahren, um dann diese einzigartige Erfahrung zu machen.

Gleichzeitig wiederum kann uns das Erleben der Stille aber auch die einzigartige Wirkung des Yoga erst wirklich zeigen, uns dafür öffnen. Wenn wir innerlich ganz still werden und die einzelnen Asanas in genau dieser Stille ausführen, wird sich die volle Wirkung des Yoga entfalten.

Solange es in unserem Kopf lärmt und die Gedanken wild durcheinander fliegen, werden wir Yoga nicht in seiner vollen Kraft erleben können. Wir sind abgelenkt durch Gedanken und die Asana wird unter Umständen zu nichts anderem, als einer normalen Aerobic-Übung. Das macht an sich nichts, das darf hier nicht falsch verstanden werden. Jedoch sollte uns bewusst sein, dass die einzigartige Erfahrung, die wir durch Yoga erleben können, erst durch eine echte innere Stille wirklich erfahrbar wird.

Stille können wir nicht von heute auf morgen erleben, denn oftmals wird es zunächst einmal laut, bevor es leise wird. Und auch Yoga braucht seine Zeit und seinen Weg, sich uns ganz zu zeigen. Es ist ein Lebensweg und wir „müssen“ regelmäßig und ohne Ablenkung üben. Je mehr wir uns diesem Weg öffnen, uns hingeben und vertrauen, desto mehr wird uns durch das Praktizieren von Yoga ein innerer Raum geöffnet, in dem wir eine Stille erleben können, die unser Leben verändern kann. Wir lernen auf diese Weise, ganz im Hier und Jetzt anzukommen und erlernen die Fähigkeit (wieder), uns ausschließlich auf einen Gegenstand, eine Frage oder einen Inhalt auszurichten und in dieser Ausrichtung ohne Ablenkung zu verweilen*. Wir lernen uns selbst anzunehmen, wie wir sind und vor allem noch eines, wir lernen, uns genug zu sein.

Stille und Yoga haben dabei etwas gemeinsam: Die Wirkung von beiden, der Stille und jeder einzelnen Asana, lassen sich immer nur im gegenwärtigen Augenblick erfahren. Wenn wir mit unseren Gedanken woanders sind, unser Geist mit Dingen beschäftigt, werden wir weder Stille noch die Wirkung der Asana in ihrer vollen Wirkung erleben.

Wie sagte einmal ein Mönch: Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich.

Yoga und Stille als Einheit zu erleben, bedeutet ganz im Moment und einfach nur zu sein.

*„Die sanfte Kraft des Yoga“ – Das Üben umfasst das ganze Leben, S. 79f.

Bildnachweis: Pixabay – 1910195